Zwischen den ansehnlichen Gebäuden und Fachwerken in der fränkischen Schweiz sieht man immer wieder verfallene, einst schöne Gebäude. Trotz hoher Nachfrage an Wohnobjekten stehen viele Gebäude in den Ortschaften leer – wie passt das zusammen?
„Die meisten leerstehenden Objekte stehen dem Markt nicht zur Verfügung“, erklärt Thomas Hüppe, Umsetzungsbegleiter der ILE Jura – Scheßlitz. „Zudem sind viele Objekte renovierungsbedürftig“. Um einen ersten Anschub und Unterstützung für Eigentümer*innen zu leisten, bietet die ILE seit April 2023 eine kostenlose Architektenerstberatung in den Kommunen Scheßlitz, Wattendorf, Königsfeld und Stadelhofen an. Dadurch soll es Interessierten erleichtert werden, die ersten Schritte Richtung Umbau oder Renovierungen zu gehen. Häuser und Gebäude, die mindestens seit einem Jahr leer stehen und innerhalb der Ortschaften liegen, können nun nach Antrag bei der ILE eine kostenlose Erstberatung eines Architekten in Anspruch nehmen.
Nach dem Aufruf haben sich rund 20 Interessierte innerhalb der ersten Wochen gemeldet. Die Objekte sind sehr unterschiedlich, von älteren Tropfhäusern über Scheunen zum Ausbau ist alles vertreten. „Es freut uns zu sehen, dass unser Angebot ankommt“, sagt Mandy Baum, ebenfalls Umsetzungsbegleiterin der ILE Jura – Scheßlitz.
Am 18.4.23 fand die erste Beratung mit einem der drei eingebundenen Architekten in Neudorf, Ortsteil von Scheßlitz, statt. Mit dabei waren neben Herrn Strauss, Eigentümer des alten Tropfhauses aus der Zeit um 1850 auch die Umsetzungsbegleiter der ILE Jura – Scheßlitz und der 1. Bürgermeister der Stadt Scheßlitz, Roland Kauper. Gemeinsam mit dem Architekten Dirk Raffegerst begutachtete die kleine Gruppe das denkmalgeschützte Haus. Herr Raffegerst wird nun ein Beratungsprotokoll über das Haus erstellen. Wichtig für dieses Protokoll ist unter anderem auch die gewünschte Nutzung, so der Architekt. Bei einem Umbau zu Wohneinheiten können andere Fördermittel in Frage kommen als es beispielsweise bei dem Umbau zu Ferienwohnungen oder privatem Wohnraum der Fall ist. Auch beantwortete der Architekt zunächst alle ersten Fragen, die Herrn Strauss schon einige Jahre auf den Nägeln brennen. „Es ist eine gute Möglichkeit, erste wichtige Gedanken einfach mal mit einem Fachmann zu besprechen“, so Herr Strauss. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen, denn die Erstberatung ist keine Pflicht, um tätig zu werden. Sie ist ein Bauteil der Innenentwicklungsstrategie, die langfristig darauf ausgelegt ist, Leerstände zu revitalisieren und das Ortsbild zu erhalten.
Die ILE sieht auch den nächsten Beratungen positiv entgegen und hofft, einen Beitrag leisten zu können, mehr Eigentümer*innen zu motivieren, die teilweise einzigartigen leerstehenden Schätze der Region mit neuem Leben zu füllen.
Mehr Informationen zur Architektenerstberatung unter https://jura-schesslitz.de/projekte/siedlungs-innenentwicklung/architektenberatung/
Architekt Dirk Raffegerst mit ILE Umsetzungsbegleiter Thomas Hüppe vor dem leerstehenden Tropfhaus von Alexander Strauss mit dem 1. Bürgermeister der Stadt Scheßlitz, Roland Kauper.